Brustkrebs-Startseite

	Woche 20 03.10.05 - 09.10.05
	Mo. Die. Mi. Do. Fr. Sa. So.

Montag, 03.10.05 (Zyklus 3/6 - Tag 7) Lese weiter in dem Buch. Es ist höchst spannend. Rufe bei der krebskranken Frau an, die ich in der Uniklinik kennengelernt habe. Da geht wieder niemand ran. Ansonsten weiterhin schwach und bettlägerig. Später mal ein paar Stunden klarer und mit einem Anflug von Energie. Sortiere dann ein paar alte Renovierungsmaterialien aus und spachtele schließlich an einem Tisch. Schließlich lese ich noch lange weiter in dem Buch. Meine Nachbarin spielt kurz Klavier. Dann fällt ihr wohl doch auf, dass die Woche Ruhe, um die ich sie gebeten habe, erst morgen um ist.

Medikamente: Augentropfen; Niveacreme für die Nase, Hände und Füße; Niveamilk für die Beine Reha: Meine Maläste: Noch stark geschwächte Allgemeinverfassung; Trockenheit aller Hautarten; Entzündungsneigung Mundschleimhaut; Geschmacksstörung; Kopfschwitzen; Muskelflackern; Stuhlgang fast normal; Essen: morgens: V-Brot mit Pflaumenmus; mittags: V-Brot mit 2 Spiegeleiern + Joghurt mit Pfirsich; abends: Salat mit Bohnen, Zwiebel, Thunfisch, Joghurtdressing süßsauer + Joghurt mit Apfelkompott Getränke: 1,75 Liter Wasser; 3 Kaffee Geraucht: 13 Zigaretten

nach oben

Dienstag, 04.10.05 (Zyklus 3/6 - Tag 8) Zu schwach und bettlägerig, um zur Blutbildkontrolle zu fahren. Lese weiter über das Christentum. Ich frage mich schließlich, was das über die Leute sagt, die daran glauben. Egal wie nett, weise oder hellsichtig einige Anteile der christlichen Lehre auch sein mögen, das Gesamtsystem ist haarstreubend. Wenn das die Welt, den Menschen und seinen Sinn beschreibt, dann ist das Diesseits bereits meine Hölle. Eine der Endzeitvorstellungen könnte man aber prima als moderne Science-Fiction verfilmen. Da die anderen großen Ein-Gott-Religionen (Judentum, Islam), aufgrund ihrer gemeinsamen Urgeschichte (Judentum) alle eine zumindest ähnliche Gott-Vorstellung haben, können auch deren Systeme wohl nur meine Abneigung hervorrufen. Aber ich schau mir mal an, welche Nettigkeiten bei ihnen eingestreut sind. Meine Nachbarin spielt ca. 1 Std. Klavier.

Medikamente: Augentropfen; Niveacreme für die Nase, Hände und Füße; Niveamilk für die Beine; Mundspülung gegen Entzündung Reha: Meine Maläste: Schwächegefühl; leichte Übelkeit; leichte Kreislaufschwäche; leichte Geschmacksstörung; kurz Bauchschmerzen; Trockenheit aller Hautarten; Entzündungsneigung Mundschleimhaut; Kopfschwitzen;  Muskelflackern; unterkühle mich aus Doofheit mittags und habe abends erste Schnupfenerscheinungen & Co.; Stuhlgang etwas zu hart und schwer; innere Hämorrhoide, die ich nie spüre, reißt auf und blutet nicht schlecht Essen: morgens: V-Toast mit Salami; mittags: V-Toast mit Salami + Banane + Apfel; abends: Salat mit Bohnen, Zwiebel, Thunfisch, rotem Joghurtdressing + Pellkartoffeln mit Butter + 1 Ei Getränke: 2 Liter Wasser; 3 Kaffee Geraucht: 13 Zigaretten

nach oben

Mittwoch, 05.10.05 (Zyklus 3/6 - Tag 9) Anruf bei der Krankenkasse. Die vermeintlich falsche Geschäftsstelle hatte mir geschrieben, weil die in Ehrenfeld derzeit nicht mehr für Schriftverkehr zuständig ist und demnächst ganz geschlossen wird. (Aha, Einsparungen für noch mehr Überschüsse.) Den Brief, dass ich ab 01.10. kein Mitglied mehr sei, habe ich bekommen, weil die Arbeitsagentur mich zum 30.09. abgemeldet hatte. Ob es da keine Übergangszeit gäbe, frage ich. Ich sei Krebskrank, mache Chemo und sei phasenweise in Zuständen, unter denen ich meine Post nicht sofort beantworten könne, zugleich bräuchte ich aber in besonderem Maße die Krankenversicherung. Nein, sagt die KK-Mitarbeiterin, diesbezüglich müsste ich einen Deal mit der Arbeitsagentur absprechen. Wenn niemand mehr zahlte, sei ich kein Mitglied mehr. Sobald die KK davon erführe, schriebe sie mir das. Am besten besorge ich mir von der Arbeitsagentur den nächsten Folgeantrag schon jetzt, dann kann ich ihn in einem klaren Moment ausfüllen und hab nicht das Problem, dass sie ihn mir erst zuschickt wenn ich vielleicht gerade im Delirium bin. Zumindest, wenn die nächste Bewilligung nur bis Ende des Jahres läuft. Sollte gleich für ein halbes Jahr bewilligt werden, dann sollte ich eigentlich in kein Delirium mehr geraten. Physiotherapie: Die Physiotherapie dauert immer eine halbe Stunde. Heute hat die Therapeutin meinen Arm in alle möglichen Richtungen gedehnt. Außerdem habe ich mit einem breiten Gummiband gearbeitet. Die Therapeutin hat sich übrigens mir gegenüber aklimatisiert. Es ist also nicht so, dass ich persönlich nicht ihr Fall wäre. Das Gummiband muss ich mir für zu Hause besorgen. Das gibt's im Geschäft für Sanitätsbedarf. Die Bänder seien je nach Stärke farblich sortiert, informiert mich die Therapeutin. Sie glaubt, dass ich ein rotes bräuchte. Mist, denke ich und bin froh, als sich rausstellt, dass noch stärkere besser für mich passend sind. Ich kann mir also ein grünes oder blaues holen. - Außerdem brauche ich in gewisser Höhe eine Zug aushaltende Sprosse (o.ä.) an der Wand, über die ich es hängen kann, um es dort zu nutzen. Hoffentlich ist das Band nicht allzu teuer. Der Preis für eine Physiotherapie beträgt übrigens 20 Euro pro Einheit, wenn die Kasse sie nicht zahlt. Es ist so spät, dass ich auch heute nicht zur Blutbildkontrolle gehe. Ich werde da morgen früh auflaufen. Ich ruf da jetzt auch nicht mehr an; die vermissen mich ja offenbar nicht. Gucke mir an, was Schröder + Co. zu den heutigen Sondierungsgesprächen zu sagen haben. Offenbar ist die Zeit des Bluffens vorbei, jetzt legen die sich da bald die Karten auf den Tisch. Schröder tut jetzt so, als hätte die Union den Kanzlerzwist in den Mittelpunkt gestellt. - Für wie blöd hält der die Bevölkerung dieser Erde eigentlich? Oder weiß er nicht, dass er damals gefilmt wurde und das 2 Wochen lang täglich mehrmals zu sehen und zu hören war? Meine Nachbarin spielt eine gute Stunde Klavier.

Medikamente: Augentropfen zum Befeuchten; Niveacreme für die Nasenschleimhaut, die Hände und Füße; Niveamilk für die Beine; Mundspülung gegen Entzündung Reha: Physiotherapie Meine Maläste: Aufflackernde leichte Übelkeit und Kreislaufschwäche; Trockenheit der diversen Hautarten, Entzündungsneigung meiner Mundschleimhaut; Muskelflattern; Stuhlgang: normal Essen: Morgens: 1/2 V-Toast mit Schmierkäse + 1 V-Brot mit Nutella; mittags: Brötchen mit Salami; abends: 1 V-Brot mit Nutella + 2 V-Brote mit Spiegeleiern Getränke: 10 Wasser; 3 Kaffee Geraucht: 13 Zigaretten

nach oben

Donnerstag, 06.10.05 (Zyklus 3/6 - Tag 10) Habe auch heute keine Lust, zur Blutbildkontrolle zu fahren. Ich entscheide, die Blutbildkontrolle der hiesigen Woche insgesamt ausfallen zu lassen. Ich will offensichtich nicht in die Innenstadt fahren. Es ist so, dass ich gefühlsmäßig noch in Pantoffeln, Pyjama und Bademantel stecke, nicht weit und lange vom Haus weg will und nur froh wahrnehmen möchte, dass es mir wieder besser geht. Seit gestern Mittag schmecke ich die Speisen und Getränke wieder besser. Das ist so toll. Ich lese weiter in dem Buch, gammele und schreibe. Meine Nachbarin spielt 2 Stunden Klavier. Anfangs stampft sogar jemand den Takt auf den Boden. Als ich damals entsetzt war, als sie gerade das Klavier in Obhut genommen hatte und begann darauf zu spielen, hatte sie mir versprochen nur 1-2 mal pro Woche eine halbe bis dreiviertel Stunde zu spielen. Da hat sie sich bestenfalls 3 Wochen dran gehalten. Seither spielt sie in jeder freien Minute und z.T. viele Stunden lang. Die Hälfte meiner Wohnung ist dann gar nicht nutzbar, ich muss außerdem alle Türen schließen, damit ich in den anderen Zimmern einigermaßen mein eigenes Ding machen kann. Wohlgemerkt höre ich auch dort das Klavierspiel, nur fungiert der Teil meiner Wohnung nicht auch noch als zusätzlicher, direkter Klangkörper des Klaviers. Dass sie so viel und so lange spielt, ist meiner Nachbarin übrigens nicht bewusst. Oder anders ausgedrückt, sie verdrängt, dass sie mich unendlich belästigt, einfach. Ich hoffe, dass sie und ihr Freund bald ein Haus erben und ausziehen. In einem hellhörigen Mehrfamilien-Altbau ist jedes anhaltend laute Geräusch, das man macht, immer Lärm für die Nachbarn und immer eine die Wohnqualität extrem einschränkende Zumutung für sie. Ich denke noch viel über Religionen nach. Langsam wird mir klar, dass für mein Verständnis der Menschen und der Gesellschaften, der sie prägende religiöse Hintergrund wichtig ist. Nicht, dass ich das theoretisch nicht schon ewig wusste, aber jetzt fange ich an, es zu sehen. Ich wundere mich ja z.B. oft, wieso sich einige Leute ihres Verhaltens wegen nicht schämen und auch darüber, dass so wenige Menschen unreifes Verhalten einflussreicher Personen nicht sehen oder nicht als solches bewerten. Ähnliches gilt für gesellschaftliche Prozesse. - Jetzt beginne ich zu begreifen, dass meine entsprechenden Ansprüche keine sind, die im Christentum auch nur im geringsten thematisiert würden. Im Gegenteil, Weisheit und Güte sind hier ausschließlich Attribute Gottes und Selbstreflexion liegt völlig außerhalb dieses religiösen Systems. Warum auch, der Mensch soll sich ausschließlich auf Gott beziehen, nur von ihm ist er abhängig, nur er kann ihm Heil bringen. Die Menschen untereinander können das nicht, sie sind nicht mal gut. Sie brauchen Regeln, um sie zu befolgen. Wohlgemerkt keine Orientierungshilfen und Erfahrungen, sondern Regeln, deren Nichtbeachtung Sünde ist. Regeln befolgen, Gott verherrlichen, versuchen hier und da Gott zum Gefallen Gutes zu tun und seine Pflicht erfüllen, solche Lebenskonzepte kreiert das Christentum.

Medikamente: Augentropfen zum Befeuchten; Niveacreme für die Nasenschleimhaut; Mundspülung gegen Entzündung Reha: Gymnastik + Dehnung Meine Maläste: Trockenheit meiner Bindehaut + Nasenschleimhaut; Entzündungsneigung meiner Mundschleimhaut; Muskelflattern; Stuhlgang fast normal Essen: morgens: 2 V-Brote mit Nutella; mittags: Hühnersuppe; abends: 2 V-Brote mit Nutella Getränke: 10 Wasser; 3 Apfelsaft; 4 Kaffee Geraucht: 17 Zigaretten

nach oben

Freitag, 07.10.05 (Zyklus 3/6 - Tag 11) Physiotherapie: Mache Übungen mit dem Gummiband. Das blaue (stärkste) sei für mich wohl richtig, da ich viel Kraft zur Verfügung hätte. Überhaupt wird deutlich, dass die Therapeutin danach sucht, wo überhaupt meine Grenzen ganz genau liegen. Wäre ich früher zur weiterführenden Physiotherapie gegangen, wäre das wohl leichter zu diagnostizieren gewesen. Mittlerweile aber haben umgebende Bereiche schon Kompensationsleistungen entwickelt.  Es läuft daher wohl darauf hinaus, dass ich einfach in sämtliche Richtungen bewegen, dehnen und Kraft aufbauen muss. Vieles kann man vergleichend zur anderen Seite beurteilen. Aber mein Körper lässt Schwächen oft nur ganz gering durchschimmern, er ist sehr bestrebt Synchronität herzustellen bzw. vorzutäuschen. Bei manchen Bewegungen habe ich auch auf der gesunden Seite Schwächen, da muss ich dann alles trainieren, nicht nur das was von der OP beeinträchtigt wurde. Insgesamt sieht es so aus, dass ich viel Kraftaufbau betreiben muss und zwar derart, dass ich viele differenzierte, weiche Bewegungen ermögliche. Ich muss mir also eine Menge verschiedener Übungen merken, bei deren Ausführung ich auf subtile Haltungsbesonderheiten achten muss, damit sie auch tatsächlich genau dort und derart wirken, wie sie wirken sollen. Ich kann mir vorstellen, dass ich mit der Therapeutin eine Weile nach der Therapie nochmal eine Therapie-Einheit -falls nötig auf eigene Kosten- vereinbare und ihr dann zeige, wie ich die Übungen mache, damit sie ggf. korrigieren oder bestätigen kann. Sonst trainiere ich nachher fleißig und pumpe dabei aber nur meine Arme auf. Beginne Sommerklamotten wegzuräumen und Winterklamotten hervor zu holen.

Medikamente: Augentropfen zum Befeuchten; Niveacreme für die Nasenschleimhaut; Mundspülung gegen Entzündung Reha: Physiotherapie Meine Maläste: Trockenheit meiner Bindehaut + Nasenschleimhaut; Entzündungsneigung meiner Mundschleimhaut; Muskelflattern; Stuhlgang normal Essen: morgens: Joghurt mit Apfelmus und wenig Müsli, Flohsamen und Milchzucker; mittags: Brötchen mit Fleischwurst; abends: was vom Chinesen Getränke: 10 Wasser; 3 Kaffee Geraucht: 14 Zigaretten

nach oben

Samstag, 08.10.05 (Zyklus 3/6 - Tag 12) Gymnastikband kaufen. Das ist Meterware. Die notwendige Länge ist abhängig von den Übungen, die man damit macht. Wusste ich nicht, zum Glück fragt die Verkäuferin danach. Band muss 2,50 m lang sein und kostet dann 12,25 Euro. Schreiben, dass ab 01.10.05 Gaspreis erhöht wurde. Diese Information hätte ich ja bereits den Medien entnehmen können. - Aha, jetzt ersetzen Medienmitteilungen schon Vertragspost. - Die Verwaltung der Großunternehmen kommt vor lauter Abzocke schon selbst nicht mehr mit. Ich werde denen ein Schreiben schicken, dass ich die Erhöhung der Abschläge ab 01.10.05 nicht akzeptiere und nur unter Vorbehalt bezahle und, dass sie die Gründe dafür bereits den Medien entnehmen konnten. Laub kehren und Rasen mähen. Schleifarbeiten: CD-Kasten (Kasten mit Schubfächern für Karteikarten vom Sperrmüll, in den CDs passen), Balkontischplatte, Balkonmauer. Ich geh überall nur grob drüber. Absolut keine perfektionistischen Ambitionen heute. Einkaufen für's Wochenende. Wäsche waschen fahren und diverse Handwäsche. Bridget Jones gucken. Setze Wechsel von Sommer zu Winterklamotten fort. Man erfährt nun angeblich exklusiv anonym aus Vorstandskreisen der SPD doch schon den Ausgang der Gespräche zu denen doch eigentlich Stillschweigen vereinbart wurde. Muss man sich mal vorstellen: Journalisten, die unbedingt eine Info Stunden vorher haben wollen, die genauso viel wert ist, wenn sie später kommt und Politiker, die das Maul nicht halten können. Und dann geht's auch noch um Ergebnisse, die man sich an 5 Fingern abzählen konnte.  Ach ja und dann gibt's da noch unendlich viele Spekulationen zu Details in Fragen verpackt, mit denen Journalisten in ganz Deutschland nun Politiker löchern. - Mann, ist das eine Energieverschwendung.

Medikamente: Augentropfen zum Befeuchten; Niveacreme für die Nasenschleimhaut; Mundspülung gegen Entzündung Reha: Meine Maläste: Trockenheit meiner Bindehaut + Nasenschleimhaut; Entzündungsneigung meiner Mundschleimhaut; Muskelflattern; Stuhlgang normal Essen: morgens: Nutellabrot, mittags: Nutellabrot; abends: 2 Schokopudding mit Sahne + ein Brot Getränke: 5 Wasser; 3 Kaffee Geraucht: 17 Zigaretten

nach oben

Sonntag, 09.10.05 (Zyklus 3/6 - Tag 13) Räume mein Schlafzimmer geringfügig um. Lese noch ein wenig im Reli-Buch weiter.

Medikamente: Augentropfen zum Befeuchten; Niveacreme für die Nasenschleimhaut; Mundspülung gegen Entzündung Reha: Dehnung Meine Maläste: Trockenheit meiner Bindehaut + Nasenschleimhaut; Entzündungsneigung meiner Mundschleimhaut; Muskelflattern; kein Stuhlgang; Einschlafen nach dem Essen Essen: morgens und mittags Brote; abends Gekochtes mit viel Gemüse Getränke: zu wenig Wasser Geraucht: normal

	nach oben

Copyright © Ute Ziemes 2005