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Der Ursprung des Namens Ziemes
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Darum gehts
Wie der Name Ziemes entstand und welche ähnlich lautenden Familiennamen einen ganz anderen Ursprung haben
Tipps, Hinweise und Daten sind erwünscht
Recherche
Zu Beginn meiner Recherche hatte ich folgende Fragen: Was war die ursprüngliche Bedeutung des Namens Ziemes? Worauf bezieht er sich? Aus welchem Sprachraum stammt er? Aus welcher Zeit stammt er? Wie oft gab es ihn? In welchem Verhältnis steht er zu ähnlich lautenden Namen?
Geschichte der Familiennamen
Vererbbarkeit von Familiennamen neu
Erst Ende des Mittelalters (1450-1550) wurden Nachnamen erblich. (Ostfriesland wurde sogar nachträglich, nämlich erst im 19.Jh. dazu gezwungen.) Davor wurden die Nachnamen nicht vererbt oder man hatte nicht mal welche. Notwendig wurden die Nachnamen aufgund der angewachsenen Bevölkerungszahl. Ihr Zweck war es, eine eindeutige Identifizierbarkeit von Personen zu erleichtern.
So wurden Nachnamen gebildet
Nachnamen beziehen sich meistens ursprünglich entweder auf örtliche Herkunft (Bach, Name eines Hauses) oder auf den Beruf (Müller) oder auf eine Auffälligkeit in Bezug auf die Person (Lang, Fromm) oder sie sagen durch die Endung oder eine Voranstellung aus, dass man ein Nachfahre von jemand mit einem bestimmten Vornamen ist. (Je nach Land sind die Endungen bzw. Voranstellungen folgende: ...son, ...sen, ...ez, ... es, ...wiecz, Mac ..., ap ..., Up..., Beispiel: Martinez)
Ursprüngliche Bedeutung schwer zu verstehen
Die Schwierigkeit bei der Rückverfolgung der Entstehung von Nachnamen ist vor allem, dass viele alte Berufsbezeichnungen oder Charakterisierungsbegriffe heute nicht mehr üblich und daher nicht mehr nachvollziehbar sind und, dass Namen aufgrund von Schreib- oder Verständnisfehlern Änderungen erfahren haben. Sicher muss man auch noch die regionalen Vergabe- und Sprachbesonderheiten zu der Entstehungszeit des Namens berücksichtigen.
Der Ursprung des Namens Ziemes
Ziems zurate gezogen
Meine folgenden Ergebnisse leite ich aus dem Duden Familiennamen, Dudenverlag, 2000, ab. In dem Duden ist Ziemes zwar nicht explizit aufgeführt, Ziems aber. Und weil Siems und Siemes laut Duden-Redaktion zwei Varianten des Selben sind, nehme ich das auch für Ziems und Ziemes an. Ich gehe hier also letztlich von der Duden-Erläuterung zum Namen Ziems aus. Es kann sein, dass Ziemes in dem Duden nicht erwähnt wurde, weil der Name, zumindest 2000, vergleichsweise zu selten vorkam.
Ziemes = zum Ziem gehörend
Ziemes ist auf einen Rufnamen zurückzuführen und zwar auf Siegmar (ahd.: sigu = Sieg; mari = bekannt/berühmt/angesehen). Auf einen Siegmar, den man kurz Ziem nannte. Die angehängte Endung es bedeutet, zur Familie des Ziem / zum Ziem gehörend. Man nennt eine angehängte Endung mit einer solchen Bedeutung Ableitungsendung. Das es ist eine von sechs möglichen Varianten für eine Ableitungsendung im Zusammenhang mit dem Ursprungsnamen Siegmar.
Das Z anstelle eines S
Siegmar fängt ja nun eigentlich mit S an, wie also konnte daraus Ziem werden? Während das iem von Ziem als Kürzel für Siegmar schnell einleuchtet, bedarf das Z einer Erklärung: Das Z anstelle eines S ist eine wahlweise auftretende Besonderheit, die nur im niederdeutsch-friesischen Raum (= kompletter deutscher Norden) ausgebldet wurde. Interessanterweise konnte im gleichen Sprachraum S aber auch S bleiben, während in anderen Sprachräumen niemals Z anstelle eines S vorkommt.
Bewertung
Die Namensherkunftsrecherche der Dudenredaktion erscheint mir sehr gut zu sein. Dennoch kann im Einzelfall die Namensentwicklung anders verlaufen sein. Z.B. konnten bis zum Ende des 17. Jh. Namen sich jederzeit ändern. Damit will ich sagen: Die Chancen sind groß, dass der Namen gebende Vorfahre für den Familiennamen Ziemes Siegmar hieß, aber 100% sicher ist das im Einzelfall nicht.
Verwandte Namen
Familiennamen, die aus dem Rufnamen Siegmar entstanden sind oder entstanden sein können
- Langform-Namen: Siegmar, Siemer, Ziemer
- Kurzform-Namen: Siem, Ziem, Ziehm, Sieg, Sick, Sigg
- Kose-Kurznamen: Siegel, Siegl, Siegle
- Namen mit Ableitungsendung: Siemers, Siems, Siemes, Ziems, Ziemes, Siemsen
- Namen mit hervorgegangener Erweiterung: Ziemke
Sicher diesen gleichen Namensstamm haben:
Siegmar, Siemer, Ziemer, Ziem, Ziehm, Ziems, Ziemes, Siemers, Ziemke
Die anderen Namen können genauso gut aus einem anderen Rufnamen entstanden sein, wie die nächsten Abschnitte zeigen.
Nur unter Umständen den gleichen Namensstamm haben:
Sieg, Sick, Sigg, Siegel, Siegl, Siegle, Siem, Siems, Siemes, Siemsen
Für die Entstehung von Siem, Siems, Siemes, Siemsen hat es gereicht, dass ein Rufname am Anfang ein 'Si' und in der Mitte ein 'm' hatte und Sieg, Sick, Sigg, Siegel, Siegl, Siegle brauchten ein 'Si' am Anfang und ein 'g' in der Mitte. Im Detail verdeutlicht das der nächste Abschnitt.
Ähnlich lautende, aber nicht verwandte Namen
Familiennamen, die aus dem Rufnamen Simon / Simeon / Schimon / Symon /(simós) entstanden sind
- Langform-Namen: Simon, Siemon, Simmon, Simen, Siemen, Siemann
- Kurzform-Namen: Siem
- Namen mit Ableitungsendung: Siems, Siemes, Siemsen, Simons, Simonsen, Simonides, Simonis, Simoneit, Siemens
- Ableitungsformen aus so entstandenen Familiennamen: Ziemann, Ziemens
- Slawische Varianten: Schimang, Schimmang, Schimank, Schimmank, Schimanke, Schimmanke, Symank, Schimansky, Symansky, Szymanski, Schimke, Schimko
Familiennamen, die aus dem Rufnamen Sigiman entstanden sind
- Langform-Namen: Sigiman, Siegmann, Siemann
- Kurzform-Namen: Siem, Sieg, Sick, Sigg
- Kose-Kurznamen: Siegel, Siegl, Siegle
- Namen mit Ableitungsendung: Siems, Siemes, Siemsen
Familiennamen, die aus dem Rufnamen Sigmund entstanden sind
- Langform-Namen: Siegmund, Siegemund, Sigmund
- Kurzform-Namen: Siem, Sieg, Sick, Sigg
- Kose-Kurznamen: Siegel, Siegl, Siegle
- Namen mit Ableitungsendung: Siems, Siemes, Siemsen
Fazit zur Namensverwandtschaft
Wie man sieht, kommen Siems und Siemes überall vor, Ziems und Ziemes aber nur im Zusammenhang mit Siegmar. Ziemens hat deshalb nichts mit Ziemes zu tun, weil der Name nicht aus Ziem (Kurzform von Siegmar), sondern aus Siemens (Langform-Name aus Simon mit Ableitungsendung) entstanden ist.
Nebenergebnisse
Bei meiner Suche nach dem Ursprung des Namens Ziemes bin ich ganz nebenbei auch auf anderes gestoßen. Davon berichte ich im Folgenden.
1) Ziemes in Schäßburg ein Begriff
In einer Liste Siebenbürgisch-Sächsischer Ausdrücke aus Schäßburg habe ich die Worte Ziemes und ziemesen gefunden! Ziemes sagt man dort statt Sieb und ziemesen statt sieben. Das Wort ist verblüffend übereinstimmend, ich hoffe aber, es hat nichts mit unserem Namen zu tun. - Obwohl, mein Gedächtnis... Passend dazu habe ich im TV einen Bericht über die Entwicklung der Bevölkerung in Siebenbürgen Sachsen gesehen. Danach gab es ab 1300-und-nochwas etliche Besiedelungswellen für den Raum Slowakei - Ungarn - Siebenbürgen. Dazu wurde aufgerufen. Man versprach enorme Vergünstigungen: Steuererlass, keine Wehrpflicht, ... . Die Menschen strömten innerhalb von mehreren Jahrhunderten zu Millionen in dieses Gebiet, kultivierten das Land und entwickelten auch eine ganz eigene zwischenmenschliche Kultur. Die Menschen kamen von überall her in Europa und lebten dennoch auffallend friedlich miteinander. Der Landstrich erlebte unzählige Herrschaftswechsel. (Immer ganz woanders entschieden.) 1699 ging Siebenbürgen an Habsburg. In der Folge gab es eine verstärkt deutsche Besiedelungswelle.
2) Der Ziemesbach, das Ziemestal und die Ziemestalbrücke
Ein besonderes Ausflugsziel ist das Ziemestal. Dort fließt der Ziemesbach und über ihn führt die Ziemestalbrücke. Hübsch ist es dort zudem. Wieso Bach und Tal aber den Namen Ziemes tragen, weiß man vorort auch nicht. Ehemals führte eine Bahnstrecke dort entlang durch den Ziemßtunnel. Warum der nicht Ziemes, sondern Ziemß heißt, ist unklar. Es könnte sich ganz simpel um die Folge eines Verschreibers handeln; denn die Ausschilderung vorort variiert zuweilen. Ziemestalbrücke bei Ziegenrück | Rundwanderweg | Wanderweg 2 | Bahnstrecke Triptis–Marxgrün | Reaktivierung der Bahnstrecke
3) Sich ziemlich ziemen
Die Worte 'ziemlich' und 'ziemen' haben nichts mit Siegmar und somit höchstwahrscheinlich nichts mit dem Namen Ziemes zu tun. Dennoch hören sie sich ähnlich an, weshalb ich sie hier erwähne. Dazu verwende ich Auszüge aus Wörterbüchern und ergänze sie durch persönliche Anmerkungen.
Zum Wort 'ziemen':
- Auszug aus dem Duden Etymologie (Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache), 2. Auflage, Dudenverlag, 1989:
ziemen' = 'sich fügen, passen'; ahd. zeman; mhd. zemen (= (zusammen)fügen, bauen); Wurzel: dem (Lautsprache: umgedrehtes e); verwandte Worte: zahm, zähmen, zimmern, Zimmer; [zahm = an den Menschen gewöhnt, nicht wild, zutraulich, brav] [aind. damyáti = ist zahm, zähmt]; Aus 'ziemen' wurde das Wort 'Zunft' gebildet - Im Schülerduden 1 (Rechtschreibung und Wortkunde), Dudenverlag, 1969 habe ich gefunden:
ziemen -> es ziemt sich, es ziemte sich, es hat sich geziemt, zu gratulieren, es ziemt mir
Das Wort hat also mit dem Gefühl zu tun, ob Verhalten passend ist oder nicht. Es wird heute kaum noch benutzt.
Zum Wort 'ziemlich'
Auszug aus dem Duden Etymologie (Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache), 2. Auflage, Dudenverlag, 1989: 'ziemlich' ist eine Ableitung zu 'ziemen';
Bedeutungsentwicklung im Laufe der Zeit:
- was sich ziemt (ursprüngliche Bedeutung) (ahd. zimilih; mhd. zimelich)
- gebührend
- maßvoll, mäßig, ausreichend (diese Bedeutung entstand im 15. + 16. Jh.)
- beträchtlich, in nicht geringem Maße (diese Bedeutung entstand ebenfalls im 15. + 16. Jh)
Den oben stehenden Bedeutungen möchte ich noch folgende aktuellen hinzufügen:
- sehr (abgeschwächt), reichlich, einigermaßen -> korreliert mit 3.
- besonders (verstärkt), extrem , aber hallo -> korreliert mit 4.
Ziemlich wird meiner Wahrnehmung nach heute quasi nur noch als Dehnungswort benutzt, das man auch weglassen kann, als mal abschwächendes, mal verstärkendes Synonym für 'sehr' oder 'besonders' - und das im guten wie im schlechten Sinn. Schade, Bedeutung 2 + 3 stecken da noch drin, aber in dem Sinne genutzt wird es kaum noch. Die Bedeutung wird wohl verloren gehen.
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